20/09/2017
Flughafen Schiphol, Amsterdam, Holland
- 7. – 21. Juli 2017 – Kreuzfahrtreise – Ostsee
- Amsterdam – Teil 1
- Amsterdam – Teil 2
- Skagen
- Helsinki – Finnland
- St. Petersburg – Russland
- St. Petersburg – Russland – Teil 2
- Tallinn – Estland
- Stockholm – Schweden
- Kopenhagen – Dänemark
- Seetag – 20. juli 2017
- Amsterdam – Holland – Ausschiffen
- Flughafen Schiphol, Amsterdam, Holland
Amsterdam bot mir und meiner Partnerin Anita, ganz neue Erfahrungen, wie man Fluggäste sinnlos schikaniert.
Ich werde dieses Jahr 88 Jahre alt. Infolge des Postpolio-Syndroms, (Kinderlähmung-Spätfolgen) und den altersbedingten Gleich-gewichts-Störungen, bin ich bei Flugreisen auf einen Rollstuhl angewiesen. Langes Anstehen und langes Gehen, wie auf Flughäfen üblich, ist ohne Sturzgefahr nicht mehr möglich.
Die Behinderung durch das Postpolio-Syndrom lässt sich leicht erklären. Durch die Kinderlähmung sind Nerven abgestorben und die gesunden, noch verbliebenen müssen die Funktionen der abgestorbenen zusätzlich übernehmen. Schon bei einer normalen Leistung sind diese rasch überfordert und führen zu Lähmungs- und Erschöpfungszuständen. Im Alter kann sich dieser Zustand bis zur völligen Lähmung verstärken.
Als Gehbehinderter bin ich auf einen Rollstuhl angewiesen. Nach Mitternacht in Schiphol gelandet, war er auch da und ich wurde zum Elektromobil gebracht, das uns zur Gepäckausgabe bringen sollte. Ein weiter Weg. Auf dem Mobil war bereits eine Behinderte und ein junge Frau, vom Personal, welche den Fahrer flirtend begleitete. Damit war für Anita keine Mitfahrmöglichkeit gegeben. Wir intervenierten. Vergebens. Anita musste, als siebzigjährige Frau, die kilometerlange Strecke zu Fuss gehen. Der Fahrer und seine junge Begleiterin schäkerten miteinander. Eine erotische Atmosphäre, welche den Jungen sicher zu gönnen war, der Arbeitspflicht aber sicherlich nicht entsprach.
Wir genossen Amsterdam, wir genossen die Kreuzfahrt nach St. Petersburg und zurück und wir genossen uns selber. Die Hilfe für meine Behinderung war gut, ja, sehr gut organisiert. Wir kamen guter Dinge wieder zum Flughafen Schiphol und zum Ckeck-In. Nun begann die Behandlung des Fluggastes wider Grund-Recht auf Menschenwürde und Anstand. Aus dem Rollstuhl musste ich mich wie ein Krimineller, mit gehobenen Händen und Gesicht zur Wand, an die Wand stellen. Zwei schwarze Hände begannen eine Leibesvisitation, die nichts ausliess. Als der erste Durchgang nichts erbrachte, fand eine zweiter statt, – ‚aber verdammt nochmals, es muss doch etwas gefunden werden‘ – also noch ein dritter Durchgang. Diesmal sogar mit dem Besuch des Phallus. Ich bekam den Eindruck, dass ein Schwuler seine Neigung auslebte. Das alles hat mit Flugsicherheits-Vorkehrungen bestimmt nichts zu tun.
Mir ist völlig bewusst, dass meine, auch altersbedingte, geistige Strahlung bei Ungebildeten und Dummköpfen falsch ankommt. Ein mir bekanntes Phänomen. Ich bin jedoch der Auffassung, dass bei solchen Kontrollen Angestellte hingestellt werden sollten, die über einige Menschenkenntnisse verfügen – die nicht emotional gesteuert, ohne Bewusstheit reagieren und ihre primitiven Gefühle ausleben.
Wenn es um Drogenfahndung geht, kann ich nur sagen: Da würden Drogenhunde den Dienst weitaus diskreter erledigen, als die stumpfsinnig in die Welt schauenden Beamten im Flugsicherheitsdienst von Schiphol. Denn, was hat Flugsicherheit mit Drogenfahndung zu tun? Ist der Fluggast nicht höher zu werten als die Belästigung durch Beamte, deren Intelligenz jene eines Spürhundes bei weitem nicht erreichen?
Mühsam kam ich wieder auf meinen Rollstuhl, der etwas Abseits, gute 20 Meter entfernt stand. Ohne Hilfe und ohne Krücke musste ich mich bewegen. Zwei untätige Beamte, hilflose Gaffer, schauten glotzend zu. Schwankend, kurz vor dem Fall erreichte ich den Rollstuhl. Die Begleiterin musste ausserhalb der Schutzzone warten, bis ich wieder Platz genommen hatte. Ich war am Ende meiner Kräfte.
Anita ging es nicht besser. Auch sie musste sich stumpfsinnig visitieren lassen. Widerlich. Völlig unbewusst, dass durch das mehrfache Betasten von Menschen Bakterien und Pilze übertragen werden können. Denn von Reinlichkeit kann bei dieser sadistischen Arbeit nicht gesprochen werden.
Die anschliessende Kabinengepäckkontrolle war nicht nur einfältig, sondern auch schikanös. Alles was wir weltweit ohne Beanstandung durch die Kontrolle brachten, ob in New York, Los Angeles, Sydney, Rio, Bangkok usw. wurde hier bescheuert untersucht. Alles wurde von einer Beamtin ausgepackt, geöffnet, liegen gelassen und die Passagiere durften es wieder einpacken. Gefunden wurde nichts. Auch all dies hat mit Flugsicherheit nichts zu tun. Anita und ich, als Passagiere mit weltweit einigen hunderttausend Flugkilometern, werden Schiphol bei weiteren Flügen mit jeder Garantie auslassen.
Endlich, nach beinahe einer Stunde Kontroll-Sadismus, wurden wir mit einem Elektromobil zum Gate gebracht und auf einer kleinen Holzbank deponiert, mit der Zusicherung, dass ich für den Einstieg hier mit einem Rollstuhl abgeholt werde. Der Einstieg wurde ausgerufen und begann, aber Anita und ich warteten und warteten, gemäss Anweisungen, auf eine Gehhilfe. Schliesslich blieb mir nichts anderes übrig, als mit Anitas Hilfe den Weg selber zu gehen.
Danke schön, Schiphol! Deine düsteren, gestressten, ja stumpfsinnig wirkenden Angestellten, werden uns bestimmt nie wieder belästigen.
Aber auch das von uns gebuchte Hotel gab ein Beispiel holländischer Gastfreundschaft. Anita und ich landeten von La Palma kommend, nach Mitternacht, in Amsterdam. Wir hatten eine Ostsee-Kreuzfahrt bis St. Petersburg und zurück gebucht. Zuvor wollten wir jedoch einen Tag Amsterdam erleben und geniessen. Anita hatte deswegen bei Booking.com im Hotel Double Tree by Hilton ein Executive Zimmer gebucht, mit Comfort und Ausblick über die Stadt. Preislich sicher an der oberen Grenze, aber wir verzichten lieber auf eine Reise, wenn wir uns dabei nicht selber verwöhnen können. Als wir ankamen war ein solches Zimmer wohl reserviert, aber keines frei. Was sollten wir tun? Es war nach Mitternacht. – Das Hotel bot uns ein Zimmer in der dritten Etage, reichlich bescheidener, mit Aussicht auf ein Stück Wasser an und, bitte, zum selben Preis wie für das reservierte Executive Zimmer. Wir hatten keine andere Wahl und machten gute Miene zum bösen Spiel.