11/11/2009
Reise nach Malaysia – Borneo – Brunei – Thailand
1.- 9. Oktober 2009
Unsere Schifffahrt und die Besichtigungen auf der Reise „Into the Heart of Boreno“.
Wir suchen das Abenteuer, den „primitiven“ Kontakt mit dem alltäglichen Leben. Auf der gebuchten Flusskreuzfahrt gab es das gesuchte Abenteuer nicht. Wir genossen jedoch den gebotenen Luxus mit allen Details. Die „gehobenen“ Umgangsformen der Kreuzfahrer machten uns keine Mühe. Wie alle knüpften auch wir neue Bekanntschaften und pflegten den persönlichen Austausch. Nur bei den gezeigten Berührungsängsten gegenüber dem „banalen“ Leben konnten wir nicht mitschwingen. „… greif hinein ins volle Leben, wo du es packst wird es interessant.“ Für viele Leute bleibt dieses Zitat, wenn überhaupt, bestenfalls Literatur.
Wir bekamen auf dieser Flusskreuzfahrt einen informativen Einblick in die sozialen Strukturen, in das Erziehungs- und Bildungswesen, das mit seinem Drill im krassen Gegensatz zur spontanen Lebensfreude der Ureinwohner, der Iban, steht. Das angeborene Lustprinzip hat keine Chance. Es wird bei den Kindern sehr frühzeitig durch den religiösen Drill „umgeschult“. (Koranschulen, Methodistenschulen, u.a.)
Wir waren eine Gruppe von 25 aufgeschlossenen Reisenden aus verschiedenen Ländern dieser Welt. Aus Neuseeland, Australien, USA, England und auch aus der deutschen und französischen Schweiz. Wir ordneten uns dann bei den Schweizern ein. Wenn wir gefragt wurden, woher kommt ihr …
Mmm…Wir sind Schweizer, sind vor bald 20 Jahren auf die Canaren ausgewandert und leben zur Zeit in Thailand. Erstaunte Gesichter, ein Runzeln der Stirne, haben wir richtig gehört? und dann ein befreites Lachen. Eine nette Schweizerin, welche Englischunterricht im Kanton Thurgau gibt, kam uns, zum Glück, ab und zu mit Übersetzen zu Hilfe. Wir sind ihr sehr dankbar. Unser Englisch hinkt immer noch ein bisschen. Doch wir sind fest am lernen.
Sibu ist die zweitgrösste Stadt von Sarawak. wie Kuching liegt sie landeinwärts. Das haben wir ja bereits mit dem Expressboot erfahren. Als alle Passagiere an Bord waren, begann die Fahrt der RV Orient Pandaw auf dem Rajang River flussaufwärts in Richtung Kanowit.
Wir hatten einen guten Reisebegleiter, Louis Jap aus Kuching. Er ist in dieser Gegend aufgewachsen, kennt die Leute, die Verhältnisse und liebt sein Land. Er versuchte die Ausflüge möglichst attraktiv und spannend zu präsentieren. Er wusste fast auf alle Fragen eine Antwort. In Kanowit besuchten wir Fort Emma – ein kleines Gebäude in dem Schachteln mit unzähligen Totenköpfen gelagert sind.
Darauf schlenderten wir durch die Innenstadt. Am Nachmittag besichtigten wir einige Kautschuk-Bäume und spazierten durch den Garten einer 80.jähriger einheimischen Frau.
Wir sahen viele Obstbäume, die wir von La Palma her kennen. Aber es gab doch noch Unbekanntes zu sehen.
Da gab es eine Kakao-Frucht, die super schmeckt, ebenso die Rambutan.
Was mental sehr belastend wirkt, ist das Abholzen des Primärwaldes – den Urwald. Abertausende Stämme werden flussabwärts geschickt. In riesigen Schiffen oder geflösst. Oft waren Flösse zu sehen, die über 100 Meter lang waren.
Leider können wir „Ausländer“ nur den Kopf schütteln und schweigend zur Kenntnisnehmen, was hier vor geht.
Besonders, wenn dir dein Leben lieb ist. (Bruno Manser!) „Schliesslich habt ihr im Westen die Wälder auch abgeholzt und damit das grosse Geld gemacht“, war die simple Antwort auf entsprechende Fragen. „Es ist besser, wenn ihr euch da nicht einmischt!“
Hier wird wieder so ein Holztransport vorbereitet.
Abendstimmung!
Kapit ist ein Aussenposten ohne direkten Strassenabschluss. Dem Städtchen hat die Holzwirtschaft zum Aufschwung verholfen.
Charles Brooke hatte hier 1880 das Fort Sylvia bauen lassen, um die Kriegszüge der Iban aufzuhalten. Das Fort Sylvia ist heute ein Museum, Tattoo-Museum,(Fotos waren hier nicht erlaubt!). Dazu besuchten wir den Markt und den Chinatempel. Auseinandersetzungen gibt es in Kabit heute noch: Orang Ulu treffen auf Malaien und Chinesen, Waldbewohner leisten Widerstand gegen die, die den Urwald abholzen.
Wörtlich heisst Orang Ulu „Menschen oben am Fluss“. Diese Sammelbezeichnung umfasst eine grosse Anzahl der Stämme an den oberen Flussläufen.
Wir besuchten das Rumah Bundong, Iban Longhouse.
Vorher kaufte Luis für uns alle Geschenke auf dem Markt. Geschenke, welche auf die Iban-Bewohner abgestimmt sind. Alternierend bekommt eine andere Familie die Geschenke. Immer diese Familie, welche die Gäste willkommen heissen. Empfangen wurden wir mit einheimischer Musik. Jeder bekam ein Schluck Reiswein.
Wir durften an einheimischen Ritualen und Tänzen teilnehmen.
Die Hausmutter zeigte uns, wie sie am Boden ihre Stoffe webt.
Später öffneten sie für uns Besucher die Türen zu den Wohnräumen.
Mit einem Langboot fuhren wir auf dem Batang Rajang zu den berühmten Stromschnellen von Pelagus Rapid. Hin und zurück waren es 86 Km. Die Flussfahrt war interessant und schön. Doch das Boot ungeeignet. Man konnte, wenn man sass, nichts sehen. Für mich waren die Stromschnellen, mangels Wasser, nichtssagend.
Die Dschungeltour, vielleicht besser ausgedrückt, Dschungelweg, welcher speziell für die Cruise-Touristen angelegt wurde, war leider zu gefährlich.
Ich musste mich zu sehr auf den Weg konzentrieren.
Es war nass, schlüpfrig und ich sah kaum etwas vom Wald.
Da der Wasserstand 2 Meter zu tief war, bestiegen wir wiederum in ein kleineres Boot, ein Expressboot
Das Boot fuhr auf dem Baleh River flussaufwärts.
Dass der Fluss seine Tücken hat und nicht ungefährlich zum fahren ist, sahen wir an den drei verschiedenen Schiffswracks im Fluss.
Nach dem Besuch einer Schule und einer Klinik gab es ein traditionelles IBAN Mittagessen aus dem Bambus-Topf. Z.B. wurde er Reis in einem Bambusstrunk gekocht.
Es schmeckte gut.
Was für mich sehr traurig war, dass nicht einmal ein Vogel zu hören war, kein Zwitschern, keine Urwaldstimmen, nichts. Auch keine anderen Tiere waren weder zu sehen noch zu hören. Der Raubbau am Primärwald hat alle vertrieben. Doch ich entdeckte diesen Schmetterling.
Am Abend führte eine Kindergruppe von Song Town einheimische Tänze vor.
Für das ganze Dorf waren wir eine Attraktion. Vielen sassen auch auf dem Anlegesteg und schauten zu.
Die Kinder schüttelten uns allen die Hände. Und nach jedem Handgruss führten sie ihre rechte Hand zum Herz. Eine schöne Geste. Nochmals Besichtigung einer Schule.
Genuss von Palm Wein und Familienleben in einem Langhaus.
Wir fahren weiter Flussabwärts an Sibu vorbei Richtung Sarikei. Bereits sah man die ersten Holzlager am Flussufer und ein Vogelgezwitscher um die Holzstämme herum.
Vermutlich fanden die Vögel dort Holzkäfer zum fressen.
Ein gewaltiges Gewitter mit enormen Sturmböen war im Kommen. Es regnete in strömen.
Plötzlich wurde unser Schiff von einer Sturmböe erfasst, schlitterte über das Wasser und wir landeten in den Mangroven am Ufer.
Zum Glück wurde niemand verletzt. Es gab lediglich am Schiff leichte Schäden. Nach dem Abendessen führte die Pandaw Crew Tänze und Gesänge vor.
Abschliessend war Tanz für alle. Alle tanzen. Auch wir. Simon war einfach super. Er tanze zu den 60er Musik wie ein 20jähriger. Doch auf einmal spürte er einen Krampf. Er versuchte weiter zu Tanzen. Aber es ging nicht mehr. Es war kein Krampf, sondern eine Überdehnung der rechten Achillessehe. Die Masseurin und ein Angestellter vom Schiff nahmen sich Simon liebevoll an. Sein Bein wurde gepflegt und massiert.
Die Verletzung entpuppte sich als viel schmerzhafter als angenommen und hatte spitalreife Folgen. Auf die Citytour von Sarikei verzichteten wir und genossen die Ruhe auf dem Sundeck. Zur Besichtigung der Pfefferplantage am Nachmittag ging ich alleine mit der Gruppe.
Für Simon war jetzt Ruhe angesagt. Nach der Besichtigung von Rajang
fuhren wir wieder flussaufwärts nach Sibu. Hier endete unsere Reise mit der RV Orient Randaw.
Ann las ihr Resümee über die Reise und die Crew zelebrierte ein ausgezeichnetes Abschiedsdinner.