12/10/2011
Hawaii – Sydney
Der Flug von Berlin nach Honolulu/Hawaii mit Air Berlin. Eine für uns beide beschwerliche Reise, die 32 insgesamt Stunden dauerte. Das lag nicht nur an unserer altersbedingten Kondition, sondern viel mehr an den Umständen, welche die Einreise in die USA von den Behörden gefordert werden. Die Reise begann morgens um 6 Uhr von unserem Hotel in Berlin Tegel, landeten genau um Mitternacht in Honolulu und kamen nach der Fahrt ins Hotel am Strand von Waikiki um 2 Uhr ins Bett. Eigentlich ein machbares Tagespensum, aber da gab es noch die Zeitverschiebung von 12 Stunden. Um Mitternacht in Hawaii war es genau 12 Uhr mittags des neuen Tages in Europa.
Beim Einchecken in Berlin gab es für uns noch keinen Stress – erst in Los Angeles begann der amerikanische Rhythmus. Nach einem guten, teils von einem Rückenwind von mehr als 120 km getrieben Flug, gab es für den Jet der Air Berlin noch kein freies Dock, so dass die Maschine samt Fluggästen auf einer Nebenpiste 30 Minuten parken musste. Darauf begannen die peinlichen Einreiseformalitäten. Dank einem altersbedingten Betreuer kamen wir gut durch die Kontrollen – bis zum Reisegepäck. Obwohl in Berlin bis Honolulu durchgecheckt, wurde es in Los Angeles ausgeladen, um vor dem Weiterflug nochmals kontrolliert zu werden. Auch wir selbst mussten nochmals durch. Diesmal auf amerikanisch Art, die sehr penibel sein kann. Da wird der Fluggast barfuss und unter Umständen mit erhobenen Händen geröntgt – eine Durchleuchtung, die von der persönlichen Intimität nichts mehr übrig lässt. Und da konnte wir bald feststellen, dass die amtliche Beamtenbrutalität ungewollt, bei aller Freundlichkeit, an der Tagesordnung ist. Eine Ungeduld der Beamten, die bei den endlos wiederholenden Situationen entsteht, verbunden mit der Ungeschicklichkeit vieler Fluggäste, sorgt für die Verarmung der natürlichen Beziehungsfähigkeit.
Leider mussten wir dann auch noch zur Kenntnis nehmen, dass unser Flug nach Hawaii der AA, Amerika Airlines, um 3 Stunden verschoben wurde. Nach dem langen Flug von Berlin bis hierher besonders unangenehm, weil die Wartehalle unterkühlt war und bei der Verpflegung die amerikanische Tradition streng eingehalten wurde. Burger oder Chicken mit Frites oder Chips, und zur Bereicherung: Hot Dogs.
Diese drei Stunden zusätzliches Warten (insgesamt 5 Stunden,) wurden zu einem eindrücklichen Anschauungs-Unterricht. Die Jungen gaben sich unbekümmert, lagen auf dem Boden herum, verpflegten sich, tranken und schwatzten; die Betagten hielten sich in irgend einer Ecke zurück, mehr oder weniger in sich gekehrt und mieden die Aufmerksamkeit. Zum Teil schien es, sie scheuten / schämten sich ihre Gebrechlichkeit zu zeigen. Und die breite Masse gab sich geduldig und angepasst, wohlerzogen, denn nur so kann das demokratische Miteinander funktionieren. Manch einer jedoch sass auf einem Vulkan und es brauchte nicht viel bis zum Ausbruch. So wurden wir Zeuge einer primitiven Brutalität einem alten, gebrechlichem Manne gegenüber. Ein in vollen Kräften stehender, vielleicht 35jähriger Mann, schlägt ohne sichtlichen Grund einem, an den Rollstuhl gebundenen, Betagten ins Gesicht. Feige, nichts anderes als Feige, denn der Betagte hat keine Möglichkeit sich zu wehren. Und die Menge, die Zuschauer? Sie nahmen es schweigend zur Kenntnis. Da ist es unschwer zu wünschen, dass diesem Schläger in alten Tagen gleiches geschieht!
Vor kurzer Zeit stand in den Tagesmeldungen des Schweizerischen Nachrichtendienstes eine Mitteilung, dass im westlichen, also christlichen Kultuskreis jährlich über vier Millionen betagte (alte) Menschen geschlagen, eingesperrt, misshandelt werden. Dazu kommt eine unbekannte, jedoch hohe Dunkelziffer. Auch die finanziell Ausgebeuteten sind dabei nicht berücksichtigt. Es ist ein Tabu. Darüber wird nicht gesprochen. Eine kleine christliche Gruppe weist brisant auf das Gebot, welches zugleich eine Verheissung ist, hin: Ehre Vater und Mutter auf dass du lange lebst … Ein langes Leben wünschen sich offenbar die Missetäter nicht! (Zum Thema „Brutalität, resp. Gewalt gegen alte Menschen“ gibt es im Internet, bei Google.de, einige interessante Hinweise).