23/01/2010
Trekking zum Thor Thip Wasserfall
Kaeng Krachan Nationalpark
Obwohl Simons Bein sich immer noch mit leichten Beschwerden meldete, beschlossen wir mit Simons Tochter Monika, einen Ausflug zum Thor Thip Wasserfall, im nahe gelegenen Kaeng Krachan Nationalpark, zu unternehmen. Das hiess früh aufstehen, denn der Chauffeur-Guide holte uns bereits um 4.30 Uhr im Lotuswell ab. Ein Bekannter, der uns schon vor einem Jahr nach Burma begleitete.
Wir mussten um 6.00 Uhr am Parkeingang sein. Das hat zwei Gründe. Fahrzeuge dürfen morgens nur bis 7.00 Uhr in den Nationalpark hineinfahren. Und wer das Erwachen der Urwaldes und den Sonnenaufgang erleben will, muss sich frühzeitig auf den Weg machen.
Die 30 km lange Fahrt vom Eingang bis zum fast auf 1000m hoch gelegenen Aussichtspunkt, Panoenthung, dauerte auf der Naturpiste beinahe eine Stunde. Diesmal war das nicht unser Ziel. Nach der Einnahme des mitgenommenen Frühstücks ging die Fahrt weiter bis zum Parkplatz, wo der Trip zum Thor Thip Wasserfall begann.
Aber wir hatten eigentlich kein Ziel, wir waren auf dem Weg und durch die Achtsamkeit auf den schmalen Pfad immer voll präsent. Wir konnten jederzeit stehen bleiben und die Eindrücke des Urwaldes auf uns wirken lassen. Dafür hätten wir keine grosse Wanderung unternehmen müssen. Immer neue Eindrück nahmen uns gefangen. Tierstimmen, das Flattern der aufgescheuchtenVögel, bunte Schmetterlinge, die Affen im Geäst mit ihrem Gekreisch, die Käfer auf dem Boden, die riesigen Bäume,
Lianen und groteske Verwachsungen,
das undurchdringliche Dickicht, die Flora und Fauna.
Das Staunen nahm kein Ende.
Wir trafen auf eine kleine Thai-Gruppe aus Bangkok, die sich uns spontan anschloss.
Ihr munteres Geschnatter störte und störte uns nicht. Das war eigenartig. Trotz dem Geplauder der Leute, wirkte die Stille der Natur auf uns. Oder hatte die innere Stille des Bewusstseins sich mit der Natur verbunden? Alles war gegenwärtig. Ein sehr eindrückliches Erlebnis.
Nach einer gemütlichen Wanderung kamen wir zum Aussichtspunkt, wo von weitem der ganze Wasserfall mit allen Stufen sichtbar war.
Eigentlich hätten wir uns jetzt auf den Rückweg machen und die Natur weiter ohne grosse
Anstrengung geniessen können. Wir gingen jedoch mit den anderen weiter. Jetzt begann das Abenteuer. An natürlich herumhängenden Lianen mussten wir uns zum Flussbett abseilen.
Tarzan liess uns Grüssen. Die fröhlichen Rufe aus der Thai-Gruppe erinnerten uns daran.
Unten angelangt, hiess es die Schuhe ausziehen und durch den seichten Fluss, aufwärts, bis zur ersten Stufe des Wasserfalls waten.
Das wäre das Ziel unseres Trips gewesen. Aber der Wasserfall war nicht das Ereignis des Tages, er war ein Teil des Ganzen.
Unser Guide war für den Urwald perfekt ausgerüstet. Sein Anzug bot den sicheren Schutz gegen Ungeziefer, Insekten und, und… Schwarzer Anzug, alles feines Gewebe, lange Hosen, langarmige Jacke, breitrandiger Hut mit Nackenschutz, leichte, wassertaugliche Schuhe, Buschmesser.
Im kleinen Ami- Rucksack, Tagesmahlzeiten in handlichen Dosen und eine Kanne zum Abkochen von Wasser. Feuerzeug. So konnten wir am Wasserfall unseren heissen Tee trinken. Anita hatte daran gedacht und Grünteebeutel mitgenommen.
Wenn der Guide sich im Urwald bewegte, war er kaum auszumachen. Nur die Bewegungen des Unterholzes verrieten ihn. Seine ganze Aufmachung war auf Sicherheit ausgerichtet.
Nach einer Stunde Mittagspause ging es auf den Weg zurück zum Ausgangspunkt. Ein herausfordernder, mühsamer Aufstieg, eine Wanderung, bei der wir an unsere physischen Grenzen kamen. Aber bei jedem Stehenbleiben, war die ganze Schöpfung da. Die Augen öffnen und die Natur auf sich wirken lassen. Wunder über Wunder. Und mit Leichtigkeit ging der Weg weiter. Simon zitierte Albert Einstein: „Es gibt nur zwei Arten zu leben; indem wir nichts oder alles als Wunder betrachten.“ Auf diesem Ausflug gab es nur Wunder. Auf die Frage, wie es seinem Bein gehe, antwortete Simon schmunzelt: „Das Bewusstsein kennt keine Schmerzen. Ich fühle mich wohl.“