11/11/2008
Good morning Vietnam
Am 5. November kamen wir abends sehr müde in Ho Chi Minh City – Saigon an. Der Reiseleiter sagte cool, in dieser Strasse gibt es jede Menge Hotels. Ein vor dem Reisebüro wartender, hilfsbereiter junger Vietnamese packte unsere Koffern und ging von Hotel zu Hotel. Zuerst in die engen Gassen zu mehr oder weniger sauberen Guetshouses. Nein, wir wollten ein Hotel mit warmen Wasser. Nach dem 10. oder 11. Hotel fanden wir im 9. Stock ein ruhiges Zimmer. Endlich warm duschen, ein erholsames Bett – und richtig die Zähne putzen.
Aufgefallen ist sofort das seltsam funktionierende Verkehrschaos, mit relativ wenig Unfällen. Der Fussgänger ist Freiwild, selbst auf den Gehsteigen fahren Mofas und parkieren beliebig, so dass der Fussgänger auf die Strasse ausweichen muss. Das Überqueren einer Strasse auf dem Fussgängerstreifen ist ein Wagnis. Kein Auto, kein Mofa wird anhalten um einen Fussgänger durchzulassen. Vorne und hinten rasen sie hautnah an dir vorbei. Gekonnt. Sie berechnen deinen Gang und du darfst nicht zögern. Schreite zielbewusst über die Strasse…
City-Tour durch Ho Chi Minh
Das Kriegsreliktemuseum ist das Prunkstück des heutigen Regimes. Hier wird der Besucher mit den von den Amerikanern erbeuteten Panzern, Hubschraubern und Flugabwehrgeschützen konfrontiert. Kein Ruhmesblatt für Amerika. Detailliert zeigt die Ausstellung die Auswirkungen des Vietnamkrieges. Das ganze scheussliche Ausmass des damaligen Kampfes, mit allen Verbrechen an der Menschheit, kommt wieder in die Gegenwart. Der Vietcong feiert den Sieg über die Amerikaner.
Der Vietcong hat vor dreissig Jahren den Krieg gegen die Amerikaner gewonnen. Inzwischen hat Vietnam seine Kultur verloren. Der Amerikanismus hat sich über das ganze Land ausgebreitet. Hoffnungslos. Die Währung des einstigen Erzfeindes wurde zur Zweitwährung, mehr geliebt als die einheimische Währung. 1 US-Dollar sind 16.700.- Dong. Ein Essen kostet zwischen 30 und 60000 Dong, also zwischen 2 und 4 Dollar.
Unser nächster Besuch galt dem Thien Hau Tempel. Die Legende besagt, dass Thien Hau, die Schutzgöttin der Fischer und Seeleute, auf einer Matte über die Ozeane reisen und rittlings auf Wolken überallhin gelangen kann.
Die Kathedrale Notre Dame, soll der interessanteste christliche Sakralbau Saigons sein. Mich erinnerte er lediglich an die Bahnhofhallen in Paris. Das neoromanische Gotteshaus wurde 1877 – 83 gebaut. Der Kirche gegenüber steht die 1886 – 91 in der Kolonialzeit erbaute Hauptpost.
Ebenfalls eine Kopie irgendeiner pariser Bahnhofhalle. Sie beeindruckt durch die himmelhohe gusseiserne Deckenkonstruktion. Viel Glas, alte Landkarten, Deckenventilatoren und Kronleuchter – alles Erinnerungen an die französische Kolonialzeit. Ein riesengrosses Gemälde von Ho Chi Minh, an der Rückwand, erinnert an die Gegenwart und manifestiert, wer heute das Sagen hat.
Aus welchen Gründen auch immer, wurden wir fast 2 Stunden durch den „Palast der Einheit“ (Ho Truong Nhat), welcher auf den Fundamenten des 1862 errichteten Palais Norodom, das seinerzeit als französischer Gouverneurssitz diente, geschleust. Ein Ermüdungsspaziergang. Sonst hat er keinen Eindruck hinterlassen. Der Führer sprach ein sehr schlechtes, kaum verständliches Englisch.
China Town ist der lebendigste Teil der Stadt. Das Leben quirlt und sprüht. Die Markthallen sind überfüllt, so dass man kaum durchkommt. Dazu mit Aromen und Düften angereichert, die dem Besuch ein rasches Ende bereiten.
Nur eines hat mir, von unserer City-Tour durch Ho Chi Minh, einen guten Eindruck hinterlassen, der „Lacquer workshop“. Hier wird gezeigt, wie aus Eierschalen Bilder hergestellt werden. Viele behinderte Frauen und Männer arbeiten in diesen grossen, geräumigen Werkhallen.