Philippinen — Resume von Simon

Vor 25 Jahren, unter dem Diktator Marcos, herrschte ein absoluter Polizeistaat. Zu meiner Überraschung damals waren die Hotels nur durch eine peinliche Radarkontrolle zu betreten, zum Teil wurden die Gäste auf Waffen hin abgetastet. Und heute, noch erstaunlicher, trotz demokratischer Verfassung, es ist so geblieben. Beim Betreten der Hotels und Warenhäuser werden Rucksäcke, Taschen und die Handtaschen der Frauen in penetrant anmutender Art und Weise durchsucht. Die Beamten in weissen Handschuhen und einem Holzstab, mit dem in den Taschen gewühlt wird.
Aber auch sonst sind die Philippinen ein eigenartiges Reiseland, für den Fremden voller Schwierigkeiten. Die Master-Card (Kreditkarte) wird kaum angenommen und wenn schon mit einem Zuschlag 5 – 6%. Unsere Reise nach Banaue konnten wir nur mit Schwierigkeiten buchen. Die Veranstalter verlangten Barzahlung in US-Dollar. Auch nicht in US$ Reisechecks. 1.100.– US$ in bar. Und die Geldautomaten geben täglich pro Karte lediglich 100.– US$ her! Schliesslich konnten wir über unser Hotel die Reise mit der Master-Card buchen – mit einem Zuschlag von 6%.

Nach einer mehrstündigen, mühsamen, holprigen Fahrt kamen wir bei strömendem Regen nach Banaue. Das Land mit dem achten Weltwunder, den Reisterrassen, die mich vor 25 Jahren faszinierten. Der Fahrer, der uns im Kleinbus nach Banaue und zurück fuhr, war ein Unikum. Mit seinem Fünfgänger fuhr er höchstens im dritten Gang. Auch das kurze Stück auf der mehrspurigen Autobahn. Etwas überdreht, aber sehr liebevoll bemüht.unser Chauffeur

Und wer glaubt in Banaue im 4Sterne Hotel gebe es Internet. Schwarzer Punkt. Die Zeit wackelt hier reichlich hinten her. Telefon und Fax ja. Auch eine uralte  Schreib- und Buchungsmaschine. Herrlich! Anita hatte ihr Vergnügen. An einem solchen Monstrum hat sie vor gut 40 Jahren bei der Ford Switzerland gearbeitet. Hingegen wurde die Master Card ganz normal akzeptiert.

Die blutdrünstige, spanische Kolonialherrschaft, während Jahrhunderten, hat die Philippinen geprägt. Spürbar, unverkennbar. Unsere einheimische Reiseleiterin mit Hochschulbildung formulierte es drastisch: „Dabei ging die einheimische Kultur zugrunde. Heute ein Volk mit einer bunt gemischten Eigensprache aus Spanisch, Englisch und einigen übrig gebliebenen Urvokalen! Was blieb: eine dumm-dreiste Katholische Kirche, die an mittelalterlichen Dogmen festhält, ein, in den unteren Schichten, verwahrlostes Volk, das heute noch auf dem Lande und in den Slums der Städte armselig vegetiert, betend bettelnd, dahinsiechend, unmündig“. Unsere Reise war zu kurz um tiefere Eindrücke zu sammeln. Wir fanden jedoch immer wieder Hinweise, welche obige Aussage bestätigten. Wie streng der Sittenkodex heute noch ist, fanden wir in unserem 5*Sterne Hotel: Hotelgästen ist es untersagt nach 22 Uhr Besuche in ihren Zimmern zu empfangen.

Wir logierten in Manila im oben erwähnten Hotel und liessen uns verwöhnen. Die Bedienung vorbildlich, freundlich, nett. Beim letzten Frühstück, einen Tag vor der Abreise, eine kleine Ernüchterung: der Esssaal wurde von Chinesen überflutet. In ihrer Fressgier liess diese Horde von über 100 Personen ihrem Instinkt freien Lauf. Da wurde herumgeschubst, auf die Füsse getreten, mit den Ellbogen Platz geschaffen, auf dem persönlichen, für uns reservierten Tisch und besetzten Tisch, wurden Getränke und Speisen deponiert, daneben stehend gefressen, geschmatzt, gerülpst und gefurzt.
Die Frauen abschreckende Masken – gezüchtete Hässlichkeit. Die Männer überselbstsichere Ungeheuer. Geistige Armut in Reinkultur. Wehe, wenn diese Mentalität zur Lebensphilosophie gedeiht, dann hat der Mensch die Beziehung zu den höheren Werten verloren: zu seinen Ideen, zur Ästhetik und schliesslich zur spirituellen Ebene.

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